Thema des Tages
27.12.2024
Feuerwerk-Wetter
Feuerwerk-Wetter
Während die Frage nach dem Weihnachtswetter oftmals schon Wochen vor dem Fest gestellt wird, scheint das Interesse am Silvester- und Neujahrswetter vergleichsweise gering zu sein. Ein Grund dafür dürfte die romantische Überhöhung der "Weißen Weihnacht" sein, etwas Vergleichbares hat der Jahreswechsel auch nicht ansatzweise zu bieten.
Dem Silvesterwetter nähert man sich nüchtern-pragmatisch. Für alle, die selbst gerne mit Feuerwerk hantieren oder einfach nur zuschauen möchten, ist ein wesentlicher Aspekt das Fehlen lästiger Niederschläge. Dabei kann aber subtil unterschieden werden: Während man mit Schnee noch ganz gut umgehen kann, ist Regen verpönt.
Was den Niederschlag während des Feuerwerks angeht, gibt unser ICON-Modell für die größten Teile Deutschlands Entwarnung. Nur im (erweiterten) Küstenumfeld soll es in der Nacht Niederschläge geben, die obendrein überwiegend schwach ausfallen werden. Das ist eine Sichtweise, die von anderen Vorhersagemodellen durchaus gestützt wird, auch wenn die genaue räumliche Verteilung noch etwas unterschiedlich berechnet wird.
Die Abbildung 1 zeigt die oben erwähnten Niederschläge unseres ICON-Modells für die dreistündigen Zeitintervalle von Silvester, 22:00 MEZ bis Neujahr 01:00 MEZ (links) sowie für 01:00 bis 04:00 MEZ an Neujahr (rechts), letzteres für alle, die größere Vorräte an Feuerwerk gehortet haben und entsprechend länger mit dem Abbrennen beschäftigt sind. Die möglicherweise vorhandene vage Hoffnung, dass es sich dabei um Schnee handeln könnte, muss an dieser Stelle schon enttäuscht werden. Die Schneefallgrenze liegt eindeutig zu hoch, als dass mit Flocken zu rechnen wäre. Es hilft also nur wasserabweisende Kleidung - oder einfach eine gewisse Regenresistenz.
Wer die Unterstützung eines Regenschirms ins Auge fasst sollte vorsichtig sein. Denn im Norden und Nordwesten weht ein kräftiger Wind, was das Halten des Schirms erschwert. Dazu verlangen steife oder stürmische Böen, vereinzelt auch Sturmböen überdies eine genaue Berechnung der Raketen-Flugbahn - ein Schicksal, dass die "nordischen" Feuerwerker mit denen im höheren Mittelgebirge teilen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt des "Feuerwerk-Wetters" ist die Sichtweite. Genauer gesagt die Sichtweite VOR Mitternacht. Sobald die ersten Böller angezündet sind, wird sich die Sicht ohnehin rasch eintrüben. Vor allem für jene, die aus größerer Entfernung von Aussichtspunkten aus das "Bunte Knallen" genießen wollen, ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Einige Informationen zur Sichtweite hält Abbildung 2 bereit. Der erste Blick geht dabei auf die rechte Seite, die den sogenannten Spread zeigt. Dabei handelt es sich um den Unterschied zwischen der Lufttemperatur und der Taupunkttemperatur (in Kelvin), wobei letztere als Maß für die Feuchte der Luft fungiert. Ein Spread von null bedeutet, dass beide Temperaturen gleich sind, die Luft ist dann soweit abgekühlt, dass Kondensation einsetzt - und somit kann sich Nebel bilden. Ist die Lufttemperatur dagegen höher als die Taupunkttemperatur, was im Norden Deutschlands der Fall ist (zwei bis vier Grad Unterschied), dann ist die Nebelneigung gering bzw. nicht vorhanden.
Schon aufgrund dieser Aussage lassen sich die potentiellen Nebelgebiete recht gut eingrenzen. So ist in Niederbayern der Spread gering, ebenso am Bodensee und am Hochrhein, aber auch in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen.
Im linken Teil der Abbildung 2 ist zusätzlich die Nebelwahrscheinlichkeit für die Stunde vor dem Jahreswechsel angegeben. Die Gebiete mit sehr niedrigem Spread stechen auch durch hohe Nebelwahrscheinlichkeiten hervor - so wie man es erwartet. Allzu große Sorgen muss man sich ob dieser Aussage aber nicht machen, schließlich liegt ihr eine internationale Festlegung zugrunde, die Nebel als eine Sichtweite unter 1000 m definiert. Mit anderen Worten: Bis zu einer erheblichen Sichteinschränkung ist es - meteorologisch - noch ein ganzes Stück!
Bleibt noch der Blick auf die Temperaturen. Auf jeden Fall frostfrei bleibt der Glockenschlag zum Jahreswechsel nach aktuellem Stand unter den Wolken im Norden. Mit fünf bis acht Grad ist es dort, wie auch am Niederrhein, vergleichsweise mild. Glühweintauglicher sind da schon die fünf bis null Grad von Eifel und Hunsrück bis an die Neiße. Im Süden muss man sich dann schon richtig "einpacken". Dort werden null bis minus fünf Grad angepeilt, lokal könnte es sogar noch weiter nach unten gehen mit den Temperaturen.
Und wo ist es jetzt fürs Feuerwerk am besten? Vielleicht in einem Streifen südlichen Niedersachsen bis ins östliche Brandenburg. Trocken, frostfrei, moderater Wind bei guter Sicht - so könnte der Start ins neue Jahr gut gelingen. Aber entscheiden Sie selbst - wenn Sie nicht ohnehin ortsgebunden sind und es nehmen müssen wie es kommt!
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.12.2024 Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
Dem Silvesterwetter nähert man sich nüchtern-pragmatisch. Für alle, die selbst gerne mit Feuerwerk hantieren oder einfach nur zuschauen möchten, ist ein wesentlicher Aspekt das Fehlen lästiger Niederschläge. Dabei kann aber subtil unterschieden werden: Während man mit Schnee noch ganz gut umgehen kann, ist Regen verpönt.
Was den Niederschlag während des Feuerwerks angeht, gibt unser ICON-Modell für die größten Teile Deutschlands Entwarnung. Nur im (erweiterten) Küstenumfeld soll es in der Nacht Niederschläge geben, die obendrein überwiegend schwach ausfallen werden. Das ist eine Sichtweise, die von anderen Vorhersagemodellen durchaus gestützt wird, auch wenn die genaue räumliche Verteilung noch etwas unterschiedlich berechnet wird.
Die Abbildung 1 zeigt die oben erwähnten Niederschläge unseres ICON-Modells für die dreistündigen Zeitintervalle von Silvester, 22:00 MEZ bis Neujahr 01:00 MEZ (links) sowie für 01:00 bis 04:00 MEZ an Neujahr (rechts), letzteres für alle, die größere Vorräte an Feuerwerk gehortet haben und entsprechend länger mit dem Abbrennen beschäftigt sind. Die möglicherweise vorhandene vage Hoffnung, dass es sich dabei um Schnee handeln könnte, muss an dieser Stelle schon enttäuscht werden. Die Schneefallgrenze liegt eindeutig zu hoch, als dass mit Flocken zu rechnen wäre. Es hilft also nur wasserabweisende Kleidung - oder einfach eine gewisse Regenresistenz.
Wer die Unterstützung eines Regenschirms ins Auge fasst sollte vorsichtig sein. Denn im Norden und Nordwesten weht ein kräftiger Wind, was das Halten des Schirms erschwert. Dazu verlangen steife oder stürmische Böen, vereinzelt auch Sturmböen überdies eine genaue Berechnung der Raketen-Flugbahn - ein Schicksal, dass die "nordischen" Feuerwerker mit denen im höheren Mittelgebirge teilen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt des "Feuerwerk-Wetters" ist die Sichtweite. Genauer gesagt die Sichtweite VOR Mitternacht. Sobald die ersten Böller angezündet sind, wird sich die Sicht ohnehin rasch eintrüben. Vor allem für jene, die aus größerer Entfernung von Aussichtspunkten aus das "Bunte Knallen" genießen wollen, ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Einige Informationen zur Sichtweite hält Abbildung 2 bereit. Der erste Blick geht dabei auf die rechte Seite, die den sogenannten Spread zeigt. Dabei handelt es sich um den Unterschied zwischen der Lufttemperatur und der Taupunkttemperatur (in Kelvin), wobei letztere als Maß für die Feuchte der Luft fungiert. Ein Spread von null bedeutet, dass beide Temperaturen gleich sind, die Luft ist dann soweit abgekühlt, dass Kondensation einsetzt - und somit kann sich Nebel bilden. Ist die Lufttemperatur dagegen höher als die Taupunkttemperatur, was im Norden Deutschlands der Fall ist (zwei bis vier Grad Unterschied), dann ist die Nebelneigung gering bzw. nicht vorhanden.
Schon aufgrund dieser Aussage lassen sich die potentiellen Nebelgebiete recht gut eingrenzen. So ist in Niederbayern der Spread gering, ebenso am Bodensee und am Hochrhein, aber auch in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen.
Im linken Teil der Abbildung 2 ist zusätzlich die Nebelwahrscheinlichkeit für die Stunde vor dem Jahreswechsel angegeben. Die Gebiete mit sehr niedrigem Spread stechen auch durch hohe Nebelwahrscheinlichkeiten hervor - so wie man es erwartet. Allzu große Sorgen muss man sich ob dieser Aussage aber nicht machen, schließlich liegt ihr eine internationale Festlegung zugrunde, die Nebel als eine Sichtweite unter 1000 m definiert. Mit anderen Worten: Bis zu einer erheblichen Sichteinschränkung ist es - meteorologisch - noch ein ganzes Stück!
Bleibt noch der Blick auf die Temperaturen. Auf jeden Fall frostfrei bleibt der Glockenschlag zum Jahreswechsel nach aktuellem Stand unter den Wolken im Norden. Mit fünf bis acht Grad ist es dort, wie auch am Niederrhein, vergleichsweise mild. Glühweintauglicher sind da schon die fünf bis null Grad von Eifel und Hunsrück bis an die Neiße. Im Süden muss man sich dann schon richtig "einpacken". Dort werden null bis minus fünf Grad angepeilt, lokal könnte es sogar noch weiter nach unten gehen mit den Temperaturen.
Und wo ist es jetzt fürs Feuerwerk am besten? Vielleicht in einem Streifen südlichen Niedersachsen bis ins östliche Brandenburg. Trocken, frostfrei, moderater Wind bei guter Sicht - so könnte der Start ins neue Jahr gut gelingen. Aber entscheiden Sie selbst - wenn Sie nicht ohnehin ortsgebunden sind und es nehmen müssen wie es kommt!
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.12.2024 Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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